Babyschuhe nähen, so lange habe ich mir das schon vorgenommen! Schühchen mit Anker für den kleinsten Herrn von Lange Hand sollten es werden. Seit er zehn Monate alt ist, tippelt er auf eigenen Füßen durch die Welt und braucht jetzt wirklich dringend Schuhe! Lederpuschen hatte ich schon für seine Geschwister genäht, weil sie so toll zum Reinschlüpfen sind. Aber bei den Großen sieht der Räuber, wie sie Schuhe öffnen. Und immer öfter fordert er das auch ein. Deshalb sollten es Hausschuhe mit Klettverschlüssen werden. Zeit für einen neuen Schnittmuster-Hack!
Babyschuhe nähen: das Schnittmuster
Für Babyschuhe liebe ich die Schnittmuster von Klimperklein. Pauline Dohmen hat gleich mehrere im Sortiment. Die Babypuschen sind toll für die ganz Kleinen. Diesmal aber habe ich auf das E-Book “Stiefelchen” zurückgegriffen. Von Größe 16 bis 25 reicht das Schnittmuster. Eigentlich sind die Stiefel zum Reinschlüpfen ausgelegt. Wenn man allerdings die Reihenfolge des Zusammennähens ändert, erhält man klassische Stiefel, die oberhalb des Knöchels die innen liegende Zunge gut umschließen. Für mini-pinni Babystiefel hatte ich das schon mal getestet. Kleiner Wal auf Babystiefelchen heißt der Beitrag, den Du hier im Blog findest.
Die Stiefelchen mit Wal von damals hatten Ösen für Schnürsenkel. Dieses Mal sollten sie aber Klettverschlüsse bekommen. Dafür habe ich einen Streifen zugeschnitten, 2,5 cm breit, 12 cm lang. Ein Ende des Streifens habe ich abgerundet. Auf den Streifen habe ich die weiche Seite eines Klettverschlusses genäht, ca. 9 cm lang. Die so entstandene Klettlasche habe ich oben an die Rundung des Fersenteils genäht. Auf die gegenüberliegende Rundung dann das passende Gegenstück, einen 3 cm langen Streifen Hakenband des Klettverschlusses.
Die Klimperklein-Anleitung sieht ein Gummiband am Fersenteil vor. Das verhindert, dass der Schuh vom Fuß rutscht. Weil diese Funktion der Klettverschluss übernimmt, habe ich auf den Gummi verzichtet. Stattdessen haben unsere Stiefelchen eine Lasche aus Baumwollband bekommen. Sie erleichtert das Anziehen und verleiht den Hausschuhen einen gewissen Retro-Touch. Für die Lasche habe ich 5 cm Baumwollband zur Hälfte gelegt und zwischen Futter und Leder am Fersenteil genäht. Der Streifen darüber ist nur Zierde.
Leder, Wollpulli, DIY-Upcycling: das Material
Abgelegte Sachen weiterzugeben, finde ich eine tolle, nachhaltige Idee. Bei uns im Viertel stellen die Leute dafür gern Umsonstkisten vor die Tür. In solch einer Kiste habe ich vor kurzem Lederstiefel mit einem langen Schaft gefunden. Durch das lange Tragen war das Leder schon herrlich weich. Im Stapel der abgelegten Klamotten zu Hause hatte ich noch Reste von zwei Wollpullis gefunden. 2 mm starken Wollfilz hatte ich noch von einem anderen Projekt übrig. Dazu noch Klettverschluss und das Material war zusammen.
Babyschuhe mit Anker: die Applikation
Warme Schühchen, die an sonnigen Herbstagen vom Sommer am Meer erzählen – so hatte ich mir die Hausschuhe vorgestellt. Und was fängt die Erinnerung an den Sommer am Meer besser ein als Anker? Genau, deshalb habe ich eine passende Anker-Applikationsvorlage aufgesetzt, mit einem Klick auf die Bildbeschreibung kannst Du sie gratis herunterladen. Sie enthält Anker in verschiedenen Größen, von 4,5 cm bis 9,5 cm Höhe. Die Stiefelchen auf den Fotos haben Größe 22/23, der 4,5 cm-Anker passt perfekt auf sie.
DIY-Schuhe: Tipps zum Nähen
- Vorbereiten: Die gefundenen Stiefel habe ich aufgeschnitten und das Futter abgelöst. Ein Stiefelschaft hat damit ausreichend Material für die Fersen- und Sohlenteile unserer Hausschühchen abgegeben. Das Tolle an der Materialkombi von Leder und Filz ist, dass beide Stoffe nicht ausfransen und deshalb nicht versäubert werden müssen.
- Zuschneiden: Das Fersen, Zehen und den selbst erstellten Riegel für den Klettverschluss habe ich jeweils zweimal aus Wollfilz und Leder zugeschnitten. Wichtig ist, dass Du darauf achtest, dass die Teile gegengleich sein müssen, damit die Schuhe nachher auch rechts und links passen. Für die Sohlen brauchst Du ebenfalls zwei Zuschnitte aus Leder und zwei aus Wollfilz. Bei den Lederteilen schneidest Du mit Nahtzugabe aus, bei den Wollfilzsohlen verzichtest Du darauf. Das ist wichtig, damit die Zugaben nachher im Inneren nicht zu dick auftragen!
- Nähen: Vor dem Zusammensetzen der Teile habe ich den Filz und das Leder für die Sohlen miteinander vernäht. Lege dafür die Filzsohlen auf die glatte (!) Seite des Leders (die rauhe Seite zeigt nachher nach außen, um die Schuhe rutschfest zu machen), so dass die Nahtzugaben des Leders über die Filzsohle herausragen. Wenn alles passt, kannst Du die Teile miteinander vernähen. Im Anschluss dann alle Teile unterfüttern, also jeweils Filz- und Lederzuschnitte miteinander vernähen. Am Fersenteil vor dem Zusammennähen eine Lasche in die Mitte einnähen.
- Applizieren: Die Applikationsvorlage für den Anker herunterladen und auf Vliesofix abpausen, grob ausschneiden und mit der geringsten Bügeltemperatur (Wolle!) auf die linke Seite des Wollstoffs bügeln. Nun das Motiv fein ausschneiden, das Papier abziehen und den Anker auf die Zuschnitte für die Zehenkappe bügeln. Anschließend die Konturen nachnähen. Noch mehr Tipps zum Applizieren findest Du im Beitrag “Sieben Tricks zum Applizieren”.
- Zusammensetzen: Anders als im Originalschnitt nähst Du zuerst das Fersenteil an die Sohle (im Original wird zuerst das Zehenteil angenäht), danach folgt das Zehenteil. Beim Zusammennähen ist es wichtig, eine starke Nadel zu verwenden (mindestens Stärke 100) und langsam zu nähen. An den Stellen, wo mehrere Lagen Material aufeinander treffen, kann es helfen, die Maschine mit dem Handrad anzutreiben.
Babyschuhe nähen: Das Fazit
Das Nähen war gar nicht so schwer, durch die upcycling-Materialien haben sie beinahe nichts gekostet und bequem scheinen sie auch zu sein. Seit einer Woche sind die upcycling-Schühchen jedenfalls schon an den Füßen und halten bisher alle Abenteuer des Räubers aus. Das Nachmachen lohnt sich! Also ran an die Maschinen.
Ich wünsche euch viel Freude beim Nähen!
Eure Franziska
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